Detlef Willand "Joseph-Zyklus"

Detlef Willand: „Joseph-Zyklus“

Holzschnitte

Ausstellung in der Kreuzkirche in Hirschegg im Kleinwalsertal

mit Unterstützung der Walser Raiffeisen Holding

Die Holzschnitte zur biblischen Gestalt des Joseph kommentieren  das Kunstkonzept der Kreuzkirche „Gefährtungen“. Sie interpretieren den in Gefahr geratenen biblischen Joseph, den seine Familie verrät und fast umbringt. Aber in den äußeren Gefährdungen des Lebens und den inneren Gefährdungen der existentiellen und moralischen Integrität bleibt Joseph seiner Fährte des Lebens treu. Er macht auf Umwegen die  Erfahrung der Treue des unsichtbaren Gefährten, dem wir den Namen „Gott“ geben.

Die „Josephsnovelle“ im Ersten Buch Mose, genannt „Genesis“, erstreckt sich vom Kapitel 37 bis 50. Sie ist ein ganz eigenes und im biblischen Kontext auch ein selbstständiges literarisches Kunstwerk. Auf der einen Seite schlägt es die Brücke von der Vätergeschichte rund um Abraham, Isaak und Jakob hin zur Volksgeschichte Israels, die als kollektive Befreiungserfahrung aus der Sklaverei in Ägypten beginnt. Auf der anderen Seite ist sie eine vollkommen selbstständige Erzählung, ein Buch unter Bücher, das sich in der „heiligen“ Buchsammlung, genannt „Die Bibel“ wiederfindet. Die Beschäftigung mit der Novelle inmitten der Bibel-Bibliothek öffnet uns die Augen für einen nicht-fundamentalistischen Umgang mit der Heiligen Schrift.

Kunst ist per se nicht-fundamentalistisch. Zugleich hat sie ein verbindendes inneres Thema – wie die Bibel. Sie lehrt uns den Lebensfaden in, mit und unter allen Lebenserscheinungen zu ersehnen, zu suchen, zu entdecken. „Der erste Schritt ist die Sehnsucht“, kommentiert dies eine spirituelle Tradition unserer Kirche, die „Geistliche Begleitung“. Der Lebensfaden ist das Thema hinter dem Thema im „Joseph-Zyklus“. Er ist rot – wie die Lebenskraft.

In der Kreuzkirche liegen Bibeln aus, um die Josephsnovelle in aller Ruhe, am spirituellen Ort, in der Gesellschaft der Kunst und im Gesamtzusammenhang lesen zu können.

Detlef Willand, geboren 1935, ein, ja der Künstler aus dem Kleinwalsertal, Träger  des Oberallgäuer Kunstpreises, Preisträger der Stiftung „Kultur und Bibel“ und Inhaber vieler anderer Auszeichnungen hat sich dem Holzschnitt verschrieben:

Ich bin wie der Baum, aus dem ich meine Holzschnitte mache - ein Teil steckt in der dunkelfeuchten Erde und fesselt mich, der andere schwingt im winddurchwehten Himmel ...

Er nutzt den Holzschnitt, die Urform des modernen Drucks für existentielle bzw. existentialistisch interpretierte Themen des menschlichen Lebens. Klare Schnitte, scharfe Konturen und Abstraktionen verleihen dem Josephszyklus Ausdruckskraft.

Detlef Willand fand 1998 auf der Schneiderkürenalpe im Ifengebiet unter einem überhängenden Felsen Spuren der Anwesenheit mittelsteinzeitlicher Jäger. Trotz Widerstände erkannte man auf der Kleinwalsertaler Schneiderkürenalpe eine wissenschaftlich hochrangige Fundstätte steinzeitlichen Lebens. Der Künstler und Lebenskünstler spürte auch ein steinzeitliches Bergwerk im Kleinwalertal auf, in welchem Feuerstein - des ältesten im alpinen Raum – von Steinzeitjägern abgebaut wurde. 2003 beteiligte er sich an der Gestaltung der Bergschau Walserhaus Hirschegg und 2010 schuf er den "Steinmänner-Brunnen" an der Gipfelstation der Walmendingerhornbahn im Kleinwalsertal. Dort finden in der Sommersaison an jedem Donnerstag um 10.30 Berggottesdienste statt.

Andere Autoren werden auf ihn aufmerksam, erwähnen ihn, widmen ihm eigene Beiträge.

Einer davon ist Martin Walser. Er wurde dieses Jahr 90 Jahre alt und hatte schon vor Langem über Detlef Willands Holzschneidekunst geschrieben:

Anstatt Willkür herrscht bei ihm Gegenstands-Notwendigkeit.

Sie entsteht dadurch, dass der Künstler die Geschichtsmächtigkeit seines Gegenstands erlebt und sie nicht in einem peripheren oder nichts als persönlichen oder modischen Stil  verspielt, sondern ausarbeitet, wieviel ein einzelner wiegt angesichts einer Geste oder einer Landschaft, in der sich Geschichte preisgibt. Er liebt es, um seine Bilder rahmende Striche zu ziehen. Er grenzt sich aus. Und uns auch. Das gehört zum Muster: die vollkommene Abgeschlossenheit. Die Empfindung, die dadurch im Betrachter entsteht, könnte man Sehnsucht nennen oder Heimweh.

Die Ausstellung „Joseph-Zyklus“ in der Kreuzkirche ist täglich geöffnet von 9 bis 19 Uhr.

Der Eintritt ist frei. Spenden sind gut und werden einem Zweck zugeführt, der den Menschen und der Kreuzkirche dient.

Bibeln liegen in der Kreuzkirche bereit, um die Josephsnovelle mit den Holzschnitten im Rücken lesen zu können.

Der Mensch denkt, Gott lenkt. Gott sei Dank! Wenn Sie diese Erfahrung des Joseph auch gemacht haben oder machen möchten, können Sie gern eine Kerze in der Kreuzkirche anzünden und ein Gebet damit verbinden.

Die Ausstellung ist ein Gesamtkunstwerk. Ihr Leben ist ein Teil davon.

Das Gesamtkunstwerk wurde auch möglich durch die gute Zusammenarbeit im Kleinwalsertal mit der Walser Raiffeisen Holding. Dank gilt besonders Herrn Julian Müller, der sich stets für soziale und kulturelle Anliegen begeistern lässt.

Exemplare - auch einzelne Blätter - des Joseph-Zyklus können beim Künstler Detlef Willand erworben werden. Nehmen Sie bitte direkt Kontakt mit ihm dafür auf unter

willand@aon.at oder 0043.5517.62 16.