Ausstellung LebensErnteDank

Gespräch im Künstlerhaus von Romuald Grondé zur Ausstellung „LebensErnteDank“ in der Kreuzkirche

Romuald Grondé, Künstler

Frank Witzel, Pfarrer, Augsburg, Oktober 2014

Frank Witzel: (am Eingang und im Garten des Künstlerhauses von Romuald Grondé in Augsburg):Danke für deine Gastfreundschaft! Ich bin gern in deinem Haus und umgeben von deiner lebenssatten, kräftigen und doch auch ganz zarten Kunst. Bei dem jüdischen Maler Marc Chagall, er ja auch im Raum der Kirchen sehr bekannt und beliebt ist, entdecke ich das genauso wie bei dir und in deiner Kunst.

Romuald Grondé: Welch ein großartiger Vergleich! O je … ! Dennoch Danke!     

Frank Witzel: Und du verbindest Malerei mit Poesie. Viele Gedichte tauchen in deinen Gemälden und Zeichnungen auf. Außerdem sammelst du Skulpturen. Du beziehst die verschiedenen Äußerungen von Kunst ein in dein Gesamt-Kunstwerk „Leben“. Du erinnerst mich dabei an den „Blauen Reiter“. Erst kürzlich habe ich das Gabriele-Münter-Haus in Murnau besucht und dabei an dich gedacht. Ebenso hatte Wassily Kandinsky ja in seiner Murnauer Zeit am Anfang des 20. Jahrhunderts auch ganz skizzenartig mit ähnlichen Ausdrucksmitteln künstlerisch gesucht, wie du es immer wieder tust.

Romuald Grondé: Deine großartigen Assoziationen rühren mich, danke. Leben mit Kunst und Kunsthandwerk ist für mich eine aufregende und anregende Nahrung.

Frank Witzel: Sag‘ mal, hast du mein Kunst-Konzept für die Kreuzkirche „Gefährtungen“ gelesen?

Romuald Grondé: Ja! Komm erst mal herein! Ich zeig dir gleich ein paar Bilder, die mir dazu eingefallen sind. Sie waren zuletzt 2013 in einer Ausstellung im bischöflichen Ordinariat hier in Augsburg. Du liebe Güte, das war ja eine Sache …

Die Ausstellung hieß „Lebensbilder“. Im Ausstellungskatalog habe ich zahlreiche Gedichte mit aufgenommen.Vor allem Rilke, Hesse, Hilde Domin, Rose Ausländer und Hölderlin begleiten mich.

Es war toll. Viele menschliche Begegnungen, Austausch, Gespräche gab es. Freunde kamen in die Ausstellung. Du ja auch! Ich konnte Bilder verkaufen. Sie waren niedrig im Preis, damit jeder sie sich leisten kann.

Schau her! Diesmal habe ich mehr graphische, narrative Bilder hergestellt.

Dein Konzept ist ja ganz schön anspruchsvoll! Zuerst stutzte ich ein wenig beim Titel. „Gefährtung“ – Was könnte das meinen? Gut, dass ich auch Theologe bin, um mich da etwas einlesen zu können. Dein Kunst-Konzept spielt mit den Worten „Gefahr“, „Gefährte“, „Gefährdung“ und „Fährte“. Ja, da ist das volle Leben drin, so wie es ist.

Gefährten haben mich schon immer beschäftigt – die auf der Erde sind Weggefährten, Begleiter, die mir Energie, Motivation, Wärme schenken – und hoffentlich auch umgedreht – die Gefährten im Himmel auch, vielleicht sollte man besser sagen: zum Himmel begleiten. Meine Gestalten folgen Fährten und verlaufen sich auch schon mal dabei … und finden die Fährte wieder. Ach, das Leben ist immer wieder eine Fährtensuche!

Frank Witzel: Romuald, du sprühst vor Energie! Ich freue mich so, dich wieder zu treffen und unserer Ausstellung in der Kreuzkirche vorbereiten zu können.  

Romuald Grondé: Freude und Aufgabe zu teilen, zeigt Verbindung! … Du schaust eben in meinen Garten. Da habe ich schon seit Jahren zwei Kreuze stehen. Das ist mein sogenannter Friedhof. Die geschmiedeten Kreuze habe ich mal auf einem Flohmarkt gefunden. Da habe ich viele Assoziationen. Sie erinnern mich an nicht geglückte Liebe zwischen Menschen, an tragische Krankheiten, Unglücksfälle, an Menschen, die aus eigenem Entschluss aus dem Leben gegangen sind. Dennoch gibt es so viel Grund, wo wir dankbar sein können, dass wir in mancherlei Gefährdungen uns doch behütet fühlen, beschützt wurden. Die Geborgenheit in Gefahr und die daraus erfahrene Dankbarkeit soll auch Thema sein, wenn ich einmal diese Welt verlasse und sterbe.

Frank Witzel: Die Dankbarkeit, das Leben und das Sterben war auch Thema unseres Herbst-Gemeindebriefes in der Pfarrei Fischen-Oberstdorf-Kleinwalsertal, Mosaik Nr. 11. Er hatte den Titel „LebensErnteDank“.

Romuald Grondé: Ja, das passt ja auch zum Herbst, zum Herbst der Jahreszeiten und der Lebensbewegungen. Ich habe ihn hier liegen und gelesen. Ganz gut fand ich deine Idee auf der letzten Seite, dass jeder seine eigene Trauerfeier schon zu Lebzeiten vorbereiten kann. Das führt zu einer guten Reflexion. „Lebensernte“, das ist ein gutes Wort, und „Lebensdank“ auch. Ja, da fühle ich mich ganz verstanden mit meiner Kunst.

Dazu ein Gedicht von Christian Morgenstern:

Stilles Reifen

Alles fügt sich und erfüllt sich,

mußt es nur erwarten können

und dem Werden deines Glückes

Jahr und Felder reichlich gönnen.

 

Bis du eines Tages jenen

Reifen Duft der Körner spürest

Und ich aufmachst und die Ernte

In die tiefen Speicher führest.

 

Frank Witzel: Das fügt sich alles gut: unser Gemeindebrief – das Kunstkonzept „Gefährtungen“ – dein Leben – deine Kunst – unsere Ausstellung in Hirschegg. Lass sie uns jetzt achtsam einpacken, damit ich sie nach Hirschegg ins Kleinwalsertal fahren kann. Die Eröffnung ist ja am 1. Advent, 30.11.2014 um 10.00 Uhr in der Kreuzkirche in Hirschegg.

Wir sehen uns da wieder. Du bist unser Gast und Gefährte.

Romuald Grondé: Danke, mein Guter, bis bald!

 

Hinweis: Das Konzept „Gefährtungen“, dieses Gesprächund die Vita von Romuald Grondé finden Sie unter www.frankwitzel.com